zurückHauptseiteStraßennamen

 

 

 

von Sigrid Bruckmann & Oswald Pflipsen

Mit einem Straßennamen beschäftigen wir uns, wenn wir eine Adresse suchen. Dann genau fällt unser Blick auf das Straßenschild. Möglich, dass der eine oder andere sich plötzlich fragt, wer war denn Adam Romboy? Augsteinstraße,  war das vielleicht der Spiegelherausgeber? Möglich auch, dass wir uns fragen, wer legt eigentlich den Straßennamen fest? Die Stadt Mönchengladbach hat zum Straßenbenennungsverfahren am 27.9.2000 allgemeine Richtlinien festgelegt. Beginnen wir damit, wer ist zuständig für die Benennung einer Straße? Zuständig für die Benennung einer Straße ist der Oberbürgermeister, in Vertretung das Kataster- bzw. Vermessungsamt. Soll die Straße eine Person ehren, ist folgendes zu beachten: die Person muss bereits verstorben, ihr Geschichtsbild nach Persönlichkeit und Verhalten überwiegend positiv bewertet worden sein. Bei einer erst in jüngerer Zeit verstorbener Person, ist mit den noch lebenden Verwandten, die Ehrung abzustimmen. Männer und Frauen sollen gleichgewichtig geehrt werden.   Doch welche Personen kommen in die Auswahl? Wer legt sie fest, wer schlägt die Namen vor? Da gibt es die Möglichkeit, dass das Stadtarchiv recherchierte Namen an den zuständigen Bezirk weitergibt oder die Bürger schlagen eine Benennung vor. In der Vorschlagsliste sind ca. 100 Namensvorschläge gespeichert. Also, ein Vorschlag bedeutet nicht gleichzeitig auch die Umsetzung in einen Straßennamen. Die zuständige Bezirksvertretung stimmt der Straßenbenennung zu, wenn das Stadtarchiv die Persönlichkeit nach den oben genannten Kriterien noch einmal überprüft hat.

Doch zurück nach Rheindahlen. Viele der betreffenden Straßen finden sich natürlich im Stadtzentrum. Folgen wir erst den größeren Straßen. Von Rheydt kommend nehmen wir die Stadtwaldstraße, biegen wir dann rechts ab, befinden wir uns auf der Max-Reger-Straße, benannt nach dem berühmten Komponisten. Gleich die erste Straße rechts ist die Geusenstraße. Hier steht auch der Hinweis auf das Schwimmbad. Bleiben wir auf der Max-Reger-Straße sehen wir links die Plektrudisstraße. Plektrudis war die Ehefrau des Hausmeiers Pippin II und gilt in Rheindahlen als Patronin der ersten Kirche Rheindahlens.

Straßen wurden auch umbenannt. Nach der Eingemeindung wurde aus  der Marktstraße die Plektrudisstraße.  Die Max-Reger-Straße hieß in der Hitlerzeit Herbert-Howahrde-Straße. Sie war eine neue Straße an der die Volksschule ihren Platz bekam. Howahrde war ein Hitlerjunge, der in den ersten Nachkriegstagen in München unter mysteriösen Umständen ums Leben kam. Er wurde erstochen, erst hieß es Marxisten seien es gewesen, doch es werden wohl Nazis gewesen sein.

Die Rheindahlener ehren auch ihre Pfarrer. Da wären Joannes Augstein, Peter Micke oder der Kaplan Heinrich Gröteken, der erstmals die „Geschichte der Stadt und des Amtes Dahlen“ niederschrieb. Auch Pfarrer Josef Pauen gehört dazu. Josef Pauen hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das Wohnungsproblem der Gemeinde zu lösen, wohl auch im eigenen Interesse, denn sein Amtssitz war in einem sehr maroden Zustand.

Nach Peter Beier, einem evangelischen Theologen, wurde der Platz vor der evangelischen Kirche benannt. Ebenso sollte Thomas Merkelbach, auch ein evangelischer Theologe, geehrt werden durch die Benennung einer Straße in Rheindahlen. Die Thomas-Merkelbach-Straße ist zwar im Straßenverzeichnis der Stadt Mönchengladbach aufgeführt, doch es scheint so, als ob diese Straße nie benannt worden sei.  Sie existiert also (noch) gar nicht.

Mit dem Entstehen eines völlig neuen Stadtviertels in den 60er Jahren, dem „Grotherather Berg“, mussten natürlich auch Straßennamen vergeben werden. Nach vielen Vorschlägen und verworfenen Vorschlägen waren unter den ersten Straßen Namen wie Wilhelm-von-Jülich-Straße, Ulenbroichstraße, Maseniusstraße (nach Jakob Masen in der lateinischen Form). Sybeniusstraße (Peter Syben, ebenfalls lateinisiert). Sybenius in Dahlen geboren und dort Mönch. Später Abt der Abteil Mönchengladbach und Zeitzeuge des 30jährigen-Krieges. Der aus Dahlen stammende Lanio war ebenfalls Mönch in der Benediktinerabteil St. Vitus, Gladbach. Der Gründer des Klosters Kaiserswerth stand in Verbindung mit Plektrudis. Sein Kloster hatte Grundbesitz in Dahlen. Johann Josef Ulenbroich war der letzte Rektor des Klosters im alten Dahlen und nach dessen Auflösung 1802 weiter Pfarrer von Dahlen. Auch an Hermann Ehlers, den ersten Bundestagspräsidenten erinnert ein Straßenname.

Namen einiger Dichter wie Clemens Brentano, Joseph Görres oder Dietrich Hülsen lesen lesen wir auf unseren Straßenschildern. Ludwig Dortans, der letzte Vogt in Dalen und zur Zeit der französischen Besetzung im Amt, bekam ein Straßenschild. Hein Minkenberg, der  Lehrer des aus Rheindahlen stammenden Bildhauers Will Sommer, soll auch nicht vergessen werden.

Eine kleine Straße im Zentrum ist der Helena gewidmet, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin. Helena ist die Schutzpatronin der katholischen Pfarrkirche.

Auch an einige der Dahlener Bürgermeister soll erinnert werden. Wie Adam Romboy, Ratsherr der SPD. Er wurde von der NSDAP wegen seiner Mitgliedschaft in der verbotenen SPD verhaftet und in das KZ-Dachau gebracht. Befreit durch die Alliierten und eingesetzt als Leiter der Zivilverwaltung, wählten die Bürger Rheindahlens ihn zu ihrem Bürgermeister. Das Straßenschild des Bürgermeisters Andreas Bornes hat man lange in Rheindahlen suchen müssen, heute jedoch wird man fündig. Eine Stichstraße der Max-Reger-Straße, da wo auch die Feuerwehr zu finden ist, ist nach ihm benannt worden. In seiner Amtszeit erfolgte die Eingemeindung nach Mönchengladbach. Seine Abschlussrede gibt einen sehr guten Überblick über die Geschichte der Stadt Rheindahlen. Nach dem Ehrenbürgermeister Franz Nicodem wurde kürzlich der Park des alten Friedhofs benannt. 

Die Geusenstraße erinnert an den Aufstand der Holländer gegen die Spanier, die hier in Dahlen gegeneinander antraten und für ihre Unabhängigkeit von Spanien kämpften.

Günhoven ehrt einen ihrer Bürger, der sich um die Gemeinde verdient gemacht hat: Wilhelm Merbecks. In Günhoven geboren und für die Gemeinde im Stadtrat sitzend, hatte er immer die Interessen seiner Stadt Rheindahlen im Auge.

Begeben wir uns jetzt in den Nordpark, der auch zu Rheindahlen gehört. An Hennes Weißweiler, den legendären Trainer der Borussia Mönchengladbach, erinnert ganz in der Nähe des Borussiastadions eine Straße, ebenso wie an den Borussia-Spieler Albert Brülls, der von 1959 bis 1966 in der deutschen Nationalmannschaft 25 Länderspiele absolvierte. Hier im Nordpark finden wir auch die Straße Karl Zuse-Ring, den Erfinder des Computers oder die Heinz-Nixdorf-Straße. Dr. Alfred Gerhards, einen gebürtigen Rheindahlener, der als Mediziner seine Praxis in Mönchengladbach  hatte und als Borussiaarzt tätig war.

Wir hoffen, dass die Rheindahlener Bürger jetzt mehr über ihre Straßen wissen

 

 

 

 

Adam Romboy-Straße

 

 

 

Sie ehrt Johannes Augstein und nicht wie vielleicht von einigen angenommen, Rudolf Augstein, den ehemaligen Herausgeber des "Spiegel". Johannes Augstein, geb. am 3.1.1872 in Niederzündorf, war Oberpfarrer in Rheindahlen, und zwar von 1920 bis 1939. Augstein war der Nachfolger von Karl Josef Pauen, den wir alle als den Autor von "Der Zimmermann von Dalen" kennen. Augstein war ein vermögender Mann. Auf seine Veranlassung wurden Altäre, Chorstühle, Kommunionbank und Orgel der Kirche vergoldet, Wände wurden mit Marmor und Mosaik geschmückt. Die Patronin der Kirche, St. Helena, sei eine Kaiserin gewesen, und Gold sei die Kaiserfarbe, argumentierte er.
Peter Micke, seinem zweiten Nachfolger, war das zu protzig. Die bescheidenen Mittel in der Nachkriegszeit ließen dann auch keinen Prunk mehr zu. Augstein organisierte die Schiffswallfahrten vom Niederrhein nach Bornhofen. Als Autor des Buches
Führer durch die Pfarrkirche SI. Helena, Mönchengladbach Rheindahlen ist er auch den Denkmalpflegern bekannt.
Oberpfarrer Augstein starb am 26. Januar 1939. Im Standesamt von Niederzündorf ist er eingetragen als Johannes. Er selbst schrieb seinen Namen in Anlehnung an die griechische Schreibweise
Joannes.

Dazu eine kleine Anekdote:

Den kürzesten Weg aller Rheindahlener zur erweiterten St. Helena-Kirche hatte Familie Reiners. Ihr Haus stand nur wenige Meter vor der Treppe zum Hauptportal. Im Erdgeschoss hatte Herr Reiners die Räume seines Friseurgeschäftes, oben lagen die Wohnräume. Als Frau Reiners wegen starker Rücken- und Gelenkschmerzen nicht mehr in die Kirche gehen konnte, bat ihr Mann den Pastor, die Türen des Haupteingangs während des sonntäglichen Hochamtes offen zu lassen, damit seine Frau am Gottesdienst teilnehmen könne. Pastor Augstein erfüllte diesen Wunsch, wenn es eben möglich war. Dann saß Frau Reiners an einem Fenster im Obergeschoss, blickte über den Mittelgang der Kirche auf den Hauptaltar und nahm betend und singend am Hochamt teil.

 

Hennes-Weisweiler-Allee

Konrad-Zuse-Ring

  Oberpfarrer in Rheindahlen von 1907-1920. *17.01.1862 08.09.1942

 Oberpfarrer in Rheindahlen von 1941-1967. *14.09.1892 †21.05.1969
 

 

 

 

Thomas-Merkelbach-Straße

Oberpfarrer in Rheindahlen von 1784-1811. *02.09.1742 †25.06.1811

Wilhelm-Merbecks-Straße

Franz Nicodem wurde am  12.September 1857 zum Bürgermeister weitergewählt und nach Ablauf seiner Amtszeit am 08.Juli 1869 auf die Amtsdauer von 12 Jahren und am 09.Juni 1881 auf Lebenszeit wiedergewählt. Am 01.April 1900 trat Bürgermeister Nicodem in den Ruhestand. In Anerkennung der vielen und segensreichen Verdienste, die er sich in 43 jähriger Tätigkeit für die Stadt Dahlen erworben hatte, wurde ihm durch Stadtverordnetenbeschluss vom 22.Januar 1900 das städtische Ehrenbürgerrecht verliehen.